Snowdays und englische Gedanken

In den letzten Tagen ist nicht wirklich viel passiert. Ich habe jetzt schon seit zwei Wochen meinen neuen Stundenplan und solangsam wird alles alltäglich. Morgens immer mit etwas Verspätung und einem halben Poptart oder einer Themoskanne gefüllt mit Tee in der Hand auf den Schulbus warten, dann den Schultag mit töpfern, kochen, photographieren und natürlich auch mit Geschichte und Englisch verbringen und danach geht’s direkt ins Leichtathletik Training.

Nach meinem ersten Wettkampf hatte der Coach mich vor eine schwere Entscheidung gestellt. Da ich beim Kugelstoßen 25.4feet weit gestoßen habe, war ich die zweitbeste aus dem Team. Somit wäre mir theoretisch ein Platz im Varsity Team sicher. (Varsity entspricht der 1. Liga und JV der 2. Liga) Anfangs wollte ich natürlich ins Varsity Team und dort Kugelstoßen aber das würde bedeuten, dass ich somit ein Mädchen ersetzten müsste, welches dann ins JV Team muss. Die Entscheidung war wirklich nicht leicht, aber ich beschloss einfach im JV Team zu bleiben, da es unfair wäre, da ich nicht seit Beginn der Season dabei gewesen bin. Somit hätte ich am Samstag meinen letzten Wettkampf. Ich machte Kugelstoßen und 45yard Sprint. Beides lief super!

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Wir hatten die letzten Tage wirklich hart trainiert, denn für uns stand letzten Montag ein ganz großer Wettkampf an: League Championship! Zum ersten Mal in der Geschichte der Wilmington High School haben wir keinen einzigen Wettkampf verloren und waren daher undefended. Daher waren wir sehr motiviert uns standen schon um 8 Uhr morgens am Sonntag auf dem Footballfied um zu trainieren. Am Montag nach der Schule fuhren Charlotte und ich dann noch schnell ein paar Snacks und Donuts einkaufen und dann fuhren wir alle gemeinsam im Schulbus nach Boston.  Nach ca. 30min Fahrt kamen wir an. Da ein paar Jahr zuvor ein Student beim Aufwärmen draußen erstochen wurde wärmten sich alle drinnen zusammen auf. Charlotte und ich nicht, da wir ja nur zum anfeuern kommen waren. Der Wettkampf verlief gut und jeder gab sein bestens. Ich war auch gut beschäftigt mir die Seele aus dem Leib zu schreiben und Fotos zu machen. Am Ende als nur noch der Staffellauf übrig war, stand es 42:40 für unsere Gegnerschule. Alle wussten, dass der Staffellauf alles entscheiden würde. Jeder war extrem nervös und als der Startschuss kam schrien alle was das Zeug hält. Zuerst rannte Elizabeth. Und sie rannte schnell jedoch immer mit der Gegnerschule an ihren Fersen. Nach zwei Runden überreichte sie Sam das Staffelholz. Auch Sam gab ihr bestes und wir bekamen einen kleinen Vorsprung.  Nach zwei weiteren Runden rannte Lexi. Sie ist der einzigste Sophmore (9. Klasse), denn alle drei anderen waren Seniors (12. Klasse) aber Lexi rannte wie keine andere zuvor, sie sprintete! Jeder war total besorgt, und sagte „She will hit the wall!“, das bedeutet auf einmal nicht mehr rennen zu können. Aber sie sprintete und sprintete und wir bekamen einen wirklich großen Vorsprung. Als letzte rannte Julia und niemand konnte unser Team mehr einholen. Selbst wenn sie gejoggt wäre, hätten wir wahrscheinlich gewonnen. Und als Julia die Ziellinie überschritt lagen wir uns alle jubelnd in den Armen. Wir schrien, tanzten und jubelten was das Zeug hielt und unsere Gegner die soeben knapp verloren hatten schauten blöd drein. Als wir dann endlich im Bus waren, tat mir der Busfahrer echt leid, denn die ganze Fahrt über waren wir alle total aufgedreht und glücklich, dass wir gewonnen hatten. Jeder gratulierte jedem und die Staffelläuferinnen wurden wie Helden gefeiert. Und der Coach war doch etwas emotional. Und als wir dann noch die Skyline von Boston bei Nacht sahen, fühlte ich mich einfach „extremly happy“ und wusste, wofür ich mein Auslandsjahr mache. Am nächsten Tag trugen wir alle ein Leichtathletik Shirt, hatten alle unsere Stimme verloren und wurden alle namentlich mit einer Durchsage geehrt. Jeder war wirklich stolz auf uns und als belohnen hatten wir einen Playday anstatt Training.

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Unsere Staffelhelden Julia, Sam, Lexi und Elizabeth!

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Das Wetter wechselte jeden Tag. Mal schneite es, mal war es frühlingshaft warm draußen, es war neblig oder es regnete. Am Freitag hätte ich eigentlich einen Geschichtstest über den 1. Weltkrieg gehabt, aber nachdem mich mein Wecker geweckt hatte und ich gerade aufstehen wollte, klopfte Betty, meine Gastmutter, an die Tür und sagte dass Snowday ist. Das ist so wie hitzefrei bloß mit Schnee. Ich rief nur „Yay!“ Drehte mich um und schlief ein paar weitere Stunden. Hach, das war ein tolles Gefühl, wenn man es nicht erwartet, schulfrei zu bekommen. Und tatsächlich als ich gegen 10Uhr aus dem Fenster sah, sah es aus wie in der Schweiz. Die Bäume waren mit einer dicken Schneeschicht belegt und alles war weiß. Nach einem gemütlichen Morgen gingen wir alle raus um die Einfahrt frei zu schaufeln und beschlossen einen Schneemann zu bauen. Und ich muss sagen, so einen großen und schönen Schneemann habe ich noch nie gebaut.

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Am Abend kam noch ein Freund der Familie zu Besuch und wir spielten Phase10.

Samstags kam ich mit, Shannon vom LaCrosse abzuholen und danach fuhren wir zum Target. Dort erschlug mich die „Vatentins-Wucht“! Überall gab es Schokolade, Blumen, Karten, Kuchen, Teddybären,….. zu kaufen. Und alles war pink und rosa dekoriert.

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Am nächsten Tag hatte Ryan mit seiner Pfadfindergruppe ein kostenloses Pancake-Breakfast. Ganz viele Pfadfinder in den Uniformen wie der kleine dicke Junge im Film Oben trägt, wimmelten um dich herum und fragten was du zum essen haben möchtest. Danach fuhren wir zu Kletterhalle. Und endlich hatte ich ein wenig Erfolg. Die letzten beiden Male war ich etwas frustriert, weil ich so enorm aus der Übung bin und bei den einfachsten Routen, die ich normalerweise zum aufwärmen mache, gescheitert bin. Aber dann hat es gestern echt gut geklappt und ich habe einige schöne und schwere Boulder geklettert. Auch meine Gastgeschwister hatten Spaß und haben mir stolz ihre Muskeln gezeigt.

Und als wir dann nach Hause kamen, bereiteten sich alle für den Superbowl vor. Zusammen mit dem Freund, der schon am Freitag hier war, schauten wir den Superbowl und schlugen uns den Bauch voll. Ich hatte von Weihnachten noch drei Überraschungseier und beschloss eines davon zu öffnen, wenn die Panthers gewinnen. Tja, Strich durch die Rechnung, den die Broncos haben gewonnen. Aber egal, ich habe es trotzdem gegessen.

Am besten fand ich die Halbzeitshow, denn Football interessiert mich nunmal nicht so extrem. Und während wir alle vorm Fernseher sitzen bekommen wir einen Anruf und eine automatische Stimme teilt uns mit, dass die Schule morgen wegen Schnee ausfällt. Auch wenn es blöd klingt, so glücklich war ich darüber irgendwie doch nicht, denn zum einen hätte ich morgen Ceramics (Töpfern) gehabt und zum anderen werden die Sommerferien kürzer wenn wir mehr als 5 Snowdays überschreiten. Und als ich dann heute aufgewacht bin, hatte es gar nicht geschneit. Aber zumindest konnte ich ausschlafen und nachdem ich mein Frühstück gegessen hatte, fing es auch kräftig an zu schneien und jetzt sitze ich eingekuschelt in meinem Bett, schreibe den Blog und beobachte das Schneegestöber draußen. Katherine möchte später unbedingt ein Iglu bauen. Ich denke wir werden definitiv genug Schnee haben.

Ürbigens erwische ich mich in letzter Zeit immer öfter dabei, dass ich tatsächlich unbewusst in englisch denke. Ist das nicht verrückt? Das hatte ich mir das immer gewünscht, aber nach einer Weile dachte ich, dass die Leute das nur immer so sagen, aber es stimmt tatsächlich. Natürlich denke ich keine Romane in meinem Kopf aber plötzlich merkt man, dass man soeben in englisch überlegt hat, was ich zum Frühstück essen moechte. Neulich ist mir auch plötzlich beim sprechen bewusst geworden, dass es einfach aus mir raussprudelt. Auch wenn es etwas komisch klingt, ich war total fasziniert, dass es überhaupt nicht schwierig ist, englisch zu reden und über alles mögliche zu plaudern. In letzter Zeit frage ich mich auch immer, ob ich Wörter wie Enttäuschung, seidenweich, ungefähr, Zweig, Verantwortung, nerven, Bettdecke, Handyvertrag, Nationalhymne, Filzstift, und so viele andere Wörter gewusst hätte bevor ich nach Amerika gekommen bin. Manchmal muss ich mich immernoch daran erinnern, dass ICH in AMERIKA bin. Total verrückt. Auch beginne nicht wie anfangs die Monate bis zu meinem Rückflug zu zählen, sonder mir Sorgen zu machen, wie wenig Zeit mir hier noch verbleit. Und was mich total verwundert ist, dass ich noch kein Heimweh hatte. Nichtmal ein einziges Mal und sogar nicht an Weihnachten.

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So schoen amerikanisch! Das Foto habe ich neulich in Photography gemacht.

Nächste Woche beginnen schon die Februar Ferien. Wir werde nach Conneticut zu Freunden meiner Gastfamilie gehen und danach besuche ich Hartford. Allerings Hartford in Conneticut und nicht Kansas und besuche einen Verwandeten meiner Familie, den ich zuletzt vor drei Jahren auf einer Familienfeier gesehen habe. Und danach geht’s für mich endlich snowboarden. Danielle, ein wirklich nettes Mädchen aus den Track Team hat mich eingeladen mitzukommen. Und da wir nach New Hampshire gehen, werde ich innerhalb einer Woche in drei Staaten sein!

Wenn ihr wollt könnt ihr mir mal schreiben, wer alles so meinen Blog liest und für wen ich mir alles die Zeit nehme,  über mein Leben hier in Amerika zu berichten. Das würde mich wirklich interessieren!

Übrigens noch einen kleinen Funfact den ich heute gelesen habe, Deutschland passt ganze 26x in Amerika. Ist das nicht verrückt?

Ganz liebe Gruesse, eure Louise

 


2 Gedanken zu “Snowdays und englische Gedanken

  1. Hallo Louise, schön mal wieder über dein Austauschjahr zu lesen und noch schöner, dass es dir so gut geht. Genieße die Zeit! Moritz geht es auch gut und kann in California schon mit T-shirt rumlaufen!
    Schreib weiterhin, es macht wirklich Spaß deinen Blog zu lesen.
    Liebe Grüße aus dem verregneten Karlsruhe.
    Ines

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